Demenzerkrankte einfühlsam verstehen

Demenzparcour zeigt Defizite auf

Gut in die innovative Ausrichtung des Zweigvereins passte die Idee zu den erfolgreich durchgeführten viertägigen Demenztagen. Die Ideengeberin und Hauptorganisatorin  Rita Eisenmann sieht die aktive Hauptaltersgruppe in den Wandervereinen als die vorrangig betroffenen Menschen, welche betagte und an Demenz erkrankte Menschen in der Familie pflegen müssen.

Die der Veranstaltung vorgeschaltete Presse-, Prospekt- und Aushangarbeit hat sicher dazu beigetragen, dass Interessierte auch aus weiterer Entfernung den Weg zum Demenzparcours in Oberweißenbrunn gefunden haben. Mit etwa zweihundert Teilnehmern war die  Mitmach-Ausstellung ungewöhnlich gut besucht, handelte es sich doch um ein sehr spezielles Thema.

Im Dorfgemeinschaftshaus Oberweißenbrunn waren die zwanzig Stationen des Demenzparcours aufgebaut.  Zahlreiche Zweigvereinsmitglieder und die Familie von Rita Eisenmann stemmten die doch sehr zeitaufwändigen Vorbereitungen, die Veranstaltungsbegleitung und die Nacharbeiten.

Während der Öffnungszeiten waren ehrenamtliche und hauptberufliche Fachpersonen wie Johanna Dietz (Caritas), Martina Heinrich (natur-unvergesslich@sandberg-rhoen.de) sowie Yvonne Vorndran anwesend, die aufgrund ihrer täglichen Erfahrungen im Umgang mit dementen Menschen den Besuchern wertvolle Informationen und Ratschläge mitgeben konnten.

In der Eröffnungsrede stellte Rita Eisenmann die Frage:

„Doch was hat jetzt dieser Parcours hier mit uns zu tun?  Den geistigen Ausfallerscheinungen erkrankter Mitmenschen oder Familienangehörigen stehen wir oft verständnislos und ziemlich unsensibel gegenüber.

Ein dementer Mensch verliert seine Handlungsfähigkeit, die Krankheit beeinträchtigt sein Gedächtnis, sein Denken, seine Orientierungs- und Auffassungsfähigkeit, Rechnen, Lernvermögen, seine Sprache, sein Sprechen und das Urteilsvermögen. Oft ändert sich auch das Sozialverhalten. Der Betroffene wird ängstlicher und klammert sich an Bezugspersonen. Häufig wird er aus der Angst heraus auch aggressiv. Das Zusammenleben mit einem dementen Menschen wird für seine Umgebung zu einer großen Herausforderung.

Hier wollten wir als Veranstalter den Angehörigen und Pflegenden an den einzelnen Stationen des Parcours vermitteln, wie sich ein Patient fühlt, wenn er einfache Handlungen im Alltag nicht mehr ausführen kann. Wie es bei ihm Scham, Verzweiflung, Nervosität oder auch Aggression auslöst, wenn bestimmte Abläufe nicht mehr koordiniert werden können. Anfangs bemerken die Patienten ihre Defizite sehr wohl.

Viele der 20 Stationen sind so aufgebaut, dass der Besucher seine Bewegungen nur im Spiegel sieht. Der Spiegel trickst das Gehirn aus, und dem Teilnehmer fällt es schwer seine Handlungen gezielt auszuführen. Dieses Unvermögen lässt am eigenen Verstand zweifeln.   Genau das sind die Gefühle, denen demente Menschen täglich ausgesetzt sind. Diese Erfahrung soll uns sensibilisieren und uns verständnisvoller und geduldiger im Umgang mit den Kranken machen.

Hier setzt der Parcours an. Wie fühlen wir uns, wenn etwas einfach nicht klappen will? Dies fördert das einfühlsame Verstehen!“Eine zusätzliche Öffnungszeit wurde für zwei Klassen der Bischofsheimer Mittelschule eingerichtet. Die Schüler waren von den Klassenlehrern und der Schulpsychologin auf die Thematik vorbereitet worden. Auffällig dabei war, dass sich die Schüler mit „richtig Bock“ den Aufgaben des Parcours gestellt haben; mit Geduld, Konzentration und Freude beim Lösen der Aufgaben, aber auch mit großer Nachdenklichkeit.

Der Vorsitzende Bernhard Walter bedankte sich bei allen Beteiligten für die Idee für diese zum Nachdenken anregende Veranstaltung, die mit großem Zeitaufwand gut strukturiert und erfolgreich durchgeführte wurde. Die Menschen in Oberweißenbrunn können stolz darauf sein.Eine Herausforderung für eine nächste Veranstaltung wäre es, Maßnahmen zusammenzustellen die dazu beitragen könnten, Demenzerkrankungen zu vermeiden. Wer kann dem Zweigverein dazu Vorschläge, möglichst mit Quellenangabe, zukommen lassen.

Bildunterschrift:

Das Rhönklubmitglied Roswitha Abert versucht die erschwerten feinen Bewegungsabläufe eines demenzkranken Menschen nachzuempfinden.  Im Hintergrund sind einige Stationen des Demenzparcours zu erkennen.

Text und Bild: Bernhard Walter

 

 

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